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Die Gemeinde Glarus Nord

Die Dörfer Bilten, Niederurnen, Oberurnen, Näfels, Mollis, Filzbach, Obstalden und Mühlehorn bilden seit Anfang 2011 die Gemeinde Glarus Nord. Sie besteht aus dem Glarner Unterland und dem Kerenzerberg.

Das Glarner Unterland

Die Region zwischen Bilten und Näfels heisst seit eh und je Glarner Unterland. «Unterland» definiert die Lage relativ zum übrigen Kantonsgebiet, so wie beim Mittelland - jetzt die Gemeinde «Glarus» - und beim Hinterland, das in der Gemeinde «Glarus Süd» zusammengefasst ist.
Das Unterland ist wie ein Trichter, der in den Kanton Glarus hinein leitet: In der Linthebene weit, ist er in Netstal, am Übergang zum Glarner Mittelland, auf die Breite des Talbodens - dort weniger als ein Kilometer - reduziert.

Die Dörfer hier haben vieles gemeinsam. Sie haben einen Anteil an der Ebene Richtung Zürich- oder Walensee und sie haben im Hinterland ein voralpines Berggebiet mit Gipfelhöhen zwischen 1500 und 2300 Metern.

In der Ebene wird Landwirtschaft betrieben, dort führen auch die meisten Verkehrswege durch. Am Talrand liegen die oft hochindustrialisierten Dörfer. Im Berggebiet liegen Wälder und Alpen, Täler mit Bächen und Seen, über die sich die oft leicht besteigbaren Gipfel erheben. Dank der bescheidenen Höhe der Berge dominiert das Weideland, der Anteil an reinen Fels- oder Geröllflächen ist gering. Das Berggebiet bietet so ein unendliches Angebot an Wegen durch alpine Wiesen voller Blumen.

Im Westen ist das Gelände durch Seitentäler gegliedert, welche - oberhalb der oft steilen Talflanke - etwa dort beginnen, wo während der letzten Eiszeit der Linthgletscher die Gletscherzungen aus den Seitentälern blockiert hatte.

In der östlichen Talflanke fehlen solche Seitentäler, eine Folge der hier in den Untergrund abtauchenden Glarner Hauptüberschiebung.

Der Kerenzerberg

Der Kerenzerberg ist eine Terrasse über dem Südufer des Walensees, dort wo die Ausläufer des Schilt-Mürtschenmassivs zum See abfallen. Die Dörfer Filzbach und Obstalden liegen rund 300 Meter über dem Walensee, Mühlehorn an dessen Ufer. In Obstalden erhebt sich mit dem Ruchen Mürtschen (2441 m) der höchste Gipfel von Glarus Nord.

Die Region liegt malerisch zwischen den imposanten Churfirsten und der Linthebene. Gegenüber liegt Amden mit dem Seerenbachfall, dem höchsten Wasserfall der Schweiz. Bergseits erheben sich markante Gipfel, allen voran der schroffe Mürtschenstock.

Der Kerenzerberg ist Teil des Geoparks Sardona, der Geostätten innerhalb und im Umfeld des UNESCO-Weltnaturerbes «Tektonikarena Sardona» umfasst.

Freizeit / Kultur

Wirtschaftlich ist Glarus Nord stark auf die Industrie ausgerichtet. Und doch ist das nächste Naherholungsgebiet immer gleich vor der Haustür.

Für Sportler ist Glarus Nord ein Traumland: Baden und Wassersport am Walensee und im Linthkanal, Walken, Joggen, Skaten, Radfahren und Reiten in der Linthebene, Biken, Bergwandern, Klettern, Hängegleiterfliegen, Ski- oder Schneeschuhtouren im Berggebiet. Und Sportzentren in Näfels  und Filzbach .

Auch kulturell hat die Gegend einiges zu bieten. In den meisten Dörfern stehen stattliche Bürgerhäuser, mit welchen die «ratsfähigen» Familien Reichtum und Einfluss kund taten; allen voran der Freulerpalast in Näfels, heute das Museum des Landes Glarus. Es gibt sehenswerte Kirchen und geschützte Ortsbilder. Es gibt lokales Brauchtum, das liebevoll gepflegt wird. Und ein reichhaltiges Angebot an kulturellen Anlässen wie Konzerten und Ausstellungen.

Geschichte

Das Glarnerland gehörte unter der Herrschaft der Römer zur Provinz Rätia. Um 15. v. Chr. entstanden entlang des Walensees römische Wachtposten, einer davon in Filzbach, in der Nähe des heutigen Hotels Römerturm. Von der vorrömischen Besiedlung zeugen nur noch vereinzelte Flurnamen.

Das Glarner Unterland war - wie der Name der angrenzenden Region «March» beweist - immer wieder Grenzland. Zwischen Helvetiern und Rätiern, zwischen den römischen Provinzen Raetia Prima und Germania Superior, zwischen Ostgoten und Franken. Im Hochmittelalter zwischen den Klöstern Schänis und Säckingen und den Bistümern Chur und Konstanz. Zudem weist der Name 'Walensee' (See der Welschen) darauf hin, dass zwischen Mühlehorn und Murg für lange Zeit die Grenze zwischen deutschem und rätoromanischem Sprachgebiet lag.

Im 14. Jahrhundert erweiterten die Glarner die Grenzen von der Letzi in Näfels aus, indem sie nach und nach Ober- und Niederurnen, Bilten und den Kerenzerberg annektierten. Dabei blieb es dann, Reichenburg gehörte Einsiedeln, die March den Schwyzern und die Vogtei Windegg, zu der auch Murg und Quarten gehörten, war eine Gemeine Herrschaft.

Gegen Osten bildete Glarus bis zur Helvetik die Aussengrenze der Alten Eidgenossenschaft. Die Gebiete südlich und östlich waren entweder nicht Teil der Eidgenossenschaft (Freistaat der Drei Bünde) oder galten, wie die Gemeinen Herrschaften Sargans und Windegg, als Eigentum einiger oder aller Alten Orte. Doch mit Uri und Schwyz hatte man wenig gemeinsame Interessen. Anders mit Zürich: Die Verbindung mit dem Handelszentrum am Zürichsee war von vitaler Bedeutung für Glarus, da von dort das Korn kam und der Grossteil des Handels via Linth - Zürichsee abgewickelt wurde.

Nach der Reformation wurde Schwyz der einflussreichste Ort der Katholiken und Zürich der Evangelischen. Das führte in Glarus zu einer Pattsituation. Schwyz war zu nahe und Zürich zu wichtig um ignoriert zu werden. Entsprechend blieben Näfels und Oberurnen katholisch, die meisten andern Dörfer evangelisch, einige sogar gemischtgläubig. An diesem Besitzstand durfte bis nach der Franzosenzeit nicht gerüttelt werden.

Wirtschaftlich war die Region bis in die Neuzeit bitter arm. Die Reisläuferei gehörte zu den wenigen Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Das änderte sich erst mit dem Aufkommen der Textilindustrie im späten 18. Jahrhundert. Dank der Linthkorrektur kann auch das vormals versumpfte Land der Ebene genutzt werden, die Dörfer sind heute zu blühenden Gewerbe- und Industriestandorten geworden.

Auf der Mürtschenalp wurden ab dem 16. Jahrhundert während mehreren kurzen Perioden Silber- und Kupfererze abgebaut. Noch existieren dort verfallene Stollen und Relikte der Verhüttungsanlagen. Aus dem hier abgebauten Silber wurden Münzen geschlagen: Wer weiss, ob Glarus Nord nicht eines Tages wieder eigenes Geld herausgibt?